Stadtmusik Wehr steht vor einem Dirigentenwechsel / Bisheriger Leiter wird beim Herbstkonzert verabschiedet.

Der langjährige Dirigent der Stadtmusik Wehr, Joachim Pfläging, gibt sein Amt nach den Sommerferien ab. "In den vergangenen 16 Jahren haben wir das Bestmögliche erreicht. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt zu gehen", begründet Pfläging seine Entscheidung.

Wer sein Nachfolger wird, ist noch offen. Die Stadtmusik wird die Stelle bundesweit ausschreiben. Pfläging bleibt dem Verein als Dirigent des Zöglingsorchesters und als Ausbilder für Blechblasinstrumente erhalten. Die Leitung des Zöglingsorchesters "ist eine tolle neue Herausforderung, weil ich mit so Kleinen noch nie gearbeitet habe. Ich freue mich sehr darauf", betont Pfläging im Gespräch mit der BZ. Im Herbst beginnt ein neuer, dreijähriger Zöglingskurs. Das Nachwuchsorchester wird sich folglich neu formieren. In den vergangenen drei Jahrzehnten wurden die Zöglinge von Ulrich Jurkiewicz dirigiert. Jurkiewicz hatte jedoch im April seinen Rückzug angekündigt. Pfläging ist als Nachfolger gesetzt. Im Gegenzug wird er die Leitung der Jugendkapelle abgeben. Nun folgt auch der Rückzug vom Dirigentenpult des Hauptorchesters.

Nach 16 Jahren "sind viele kleine Rädchen im Getriebe rundgeschliffen, und es fällt immer schwerer, mit neuen Impulsen und Ideen die Stadtmusik weiter zu fordern und damit zu fördern", sagt Pfläging und vergleicht seine Situation mit der eines langjährigen Fußballtrainers wie Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund. Ein neuer Mann auf der Trainerbank – oder wie in seinem Fall am Taktstock – könne neue Impulse geben und den Verein weiter voranbringen. "Das ist ein ganz normaler Vorgang und eine Chance für die Stadtmusik", so Pfläging.

Der studierte Hornist ist der erste Berufsmusiker, der die Wehrer Stadtmusik geleitet hat. In seiner Ära hat das Orchester etliche Erfolge vorzuweisen. Jüngstes Beispiel ist das Landesmusikfest in Karlsruhe im Mai, wo das Orchester beim Wertungsspiel 92 von 100 möglichen Punkten und das Prädikat "hervorragend" erreicht hat. Es war das beste Ergebnis unter Pflägings Leitung. "Nach diesem hervorragenden Erfolg in Karlsruhe kann ich die beste Stadtmusik aller Zeiten in neue Hände geben", freut sich der 46- Jährige.

Nachfolgersuche läuft bundesweit

Pfläging ist zuversichtlich, dass sich für seine Nachfolge beim Hauptorchester und der Jugendkapelle etliche Bewerber (oder Bewerberinnen) finden werden. Die Stelle sei sowohl musikalisch als auch finanziell sehr attraktiv. Sie wird zum Januar 2016 bundesweit ausgeschrieben. Bis dahin wird Vizedirigent Christian Scheb die Stadtmusik leiten. Bis zum Herbstkonzert am 17. Oktober wird ihn Pfläging aber noch unterstützen.

Bei dem Konzert wird sich der Wahl-Wehrer, der aus dem Hochsauerland stammt, offiziell vom Publikum verabschieden. "Wir werden ihm einen gebührenden Abschied bereiten", sagt Harald Vesenmeier, der Vorsitzende der Stadtmusik. Der Vorstand bedauere Pflägings Rückzug sehr. "Er ist ein hervorragender musikalischer Leiter. Und seine Probenarbeit ist sensationell", sagt Vesenmeier, der selbst in dem Orchester spielt. Einen gleichrangigen Nachfolger zu finden, werde sicherlich nicht leicht. Deshalb suche der Verein bundesweit. Bewerbungsschluss ist laut Vesenmeier am 2. September. Die Auswahl beginnt direkt nach den Sommerferien, weil der Verein möglichst schon beim Herbstkonzert am 17. Oktober einen Nachfolger präsentieren möchte.

Bis dahin wird Pfläging noch tüchtig Vollgas geben: Derzeit steckt der Dirigent beispielsweise mitten in den Vorbereitungen für die Aufführungen des Musicals "Freude" Anfang Juli. Das Gemeinschaftsprojekt von Jugendkapelle und Talschule bringt zwar viel Arbeit mit sich, aber "es wird eine ganz tolle Sache", ist sich Pfläging sicher. Für seine persönliche Zukunft hat er noch keine konkreten Pläne. Oder zumindest keine, über die er öffentlich sprechen würde. Eines steht aber fest: Seine Lehrtätigkeit an der Jugendmusikschule wird er fortsetzen.